DNN-Online, 22.03.2015

Tag der offenen Tür im Asylbewerberheim Dresden-Pappritz sorgte für Besucheransturm und kritische Anwohnerstimmen

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Dresden. Der Tag der offenen Tür im Übergangswohnheim Dresden-Pappritz sorgte am Sonntagnachmittag für einen Besucherandrang. Die Stadtverwaltung hatte die Bürger eingeladen, sich selbst ein Bild von dem Wohnheim am Wachwitzer Höhenweg zu machen. Als die Mitarbeiter des Sozialamtes und ihr Bürgermeister Martin Seidel (parteilos) jedoch am Sonntag an dem ehemaligen Hotel ankamen, waren zunächst die Türschlösser mit Holzstücken verstopft.

Schnell konnten diese jedoch entfernt und die Türen geöffnet werden. Wer hinter der Aktion steckte, blieb unklar. Die erstem Flüchtlinge sollen voraussichtlich am Montag im Übergangswohnheim einziehen, die nächsten am Mittwoch folgen. 60 Plätze gibt es am Wachwitzer Höhenweg insgesamt, zunächst sollen nach Angaben von Sozialamtsmitarbeiter Torsten König 40 Plätze belegt werden. Woher die Flüchtlinge stammen und ob es sich um Familien oder Alleinstehende handelt, sei noch unklar, so König.

„Ich begrüße alle Einwohner hier zum Tag der offenen Tür und hoffe auf ein gutes Miteinander hier in Pappritz, obwohl ich weiß, dass die Bedingungen der Infrastruktur nicht die besten sind“, so Bürgermeister Martin Seidel in einer Ansprache. Während des Nachmittages bot die Stadt Rundgänge durch das Haus und Informationsvorträge zum Asylrecht und Asylverfahren an.

Die Stimmung der Einwohner, die dem Rundgang durch das Heim folgten, reichte von interessiert und hilfsbereit bis zu aggressiv-frustriert. „Ich würde den Flüchtlinge gerne mit Sachspenden, vor allem mit Kinderkleidung helfen, wo kann ich die abgeben“, erkundigte sich eine Anwohnerin. „Die Stadt soll den Bus mit Flüchtlingen einfach wieder zurück schicken, wo er hergekommen ist. Keiner will hier ein Heim, das hat die Politik wieder entschieden, ohne die Bürger zu fragen“, geiferte ein anderer Anwohner.

Mehrfach wurde der Vortrag zum Asylrecht, gehalten von Torsten König, unterbrochen von aggressiven Zwischenrufen. Man habe Bedenken, Tür an Tür mit den Flüchtlingen zu wohnen, hieß es von den Bewohnern. Warum genau sie skeptisch sind, blieb unklar und diffus. Auch Michael Bockting vom Verein „Willkommen im Hochland“ kennt die Skepsis der Anwohner, die sich zum Teil nur sehr unkonkret äußert. „Manche Anwohner betrachten das Heim mit Bedenken, da sie Angst vor Kriminalität haben, andere können ihre Skepsis schwer genauer erklären“, berichtet er aus seinen Gesprächen mit den Bürgern. Oft stecken wirtschaftliche Bedenken dahinter und die Befürchtung, die Grundstücke in Pappritz könnten durch die Nähe zum Heim an Wert verlieren. Der Verein hat den Tag der offenen Tür mitorganisiert, um Vorurteile abzubauen und einen Dialog im Stadtteil anzustoßen, berichtet Bockting. Auch über den Tag hinaus will der Verein das Gespräch mit den Bürgern suchen und die schon angelaufenen Deutschkurse für die Flüchtlinge fortsetzen.

 © DNN-Online, 22.03.2015