SZ 26.03.15: Rochwitzer Asyl-Initiative sucht Wohnraum

In Rochwitz setzen sich Anwohner für Flüchtlinge ein. Bei der ersten Veranstaltung kam eine besondere Idee auf.

Von Sarah Grundmann

Seit Sonntag sind die Türen des neuen Asylbewerberheims in Pappritz geöffnet. Die ersten Flüchtlinge – vorwiegend aus Albanien, dem Kosovo und Serbien – sind bereits eingezogen, bis Ostern sollen alle 60 Plätze belegt sein. Zum Tag der offenen Tür strömten rund 700 Dresdner in die Einrichtung auf dem Wachwitzer Höhenweg. Doch für die Aufnahme der Flüchtlinge gibt es im Hochland nicht nur Zuspruch. In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag hatten Unbekannte die Außenwände des Heims besprüht. „No Way“ – kein Weg, stand dort in schwarzen Buchstaben.

Wegen solcher Einstellungen hat sich in Rochwitz nun der „Initiativkreis Bühlau, Rochwitz, Weißer Hirsch“ gegründet. Die Mitglieder wollen über das Thema Asyl informieren und setzen sich auch über die Grenzen des Hochlands hinaus für Flüchtlinge ein. Beim ersten Informationsabend kamen sie auf eine besondere Idee.

Gegründet wurde die Initiative von den Rochwitzern Christian Karpf und Alexander Gerner. Sie wollten nicht länger tatenlos den hitzigen Debatten zum Thema Asyl lauschen. „Die Pegida-Aufmärsche waren für mich der Aha-Effekt, die Spannung in der Stadt war schrecklich“, sagt Karpf. „Und auch im näheren Umkreis habe ich häufig negative Äußerungen gehört.“ Deswegen schrieben er und sein Freund Alexander Gerner im Dezember vergangenen Jahres eine Rundmail an Bekannte und riefen so den „Initiativkreis Bühlau, Rochwitz, Weißer Hirsch“ ins Leben.

Mittlerweile hat sich in der noch jungen Initiative ein harter Kern gebildet, zehn Mitglieder treffen sich regelmäßig. Im Kindergarten „Hasenkuhle“ in der Rochwitzer Hutbergstraße informierte die Initiative kürzlich über das Asylverfahren. Außerdem wurde ein Kurzfilm gezeigt und andere Dresdner Initiativen stellten sich vor. Vor der Veranstaltung waren die Organisatoren noch sichtlich nervös. „Wir sind gespannt, wie viele Menschen kommen werden“, sagt Karpf. „Wir waren vorab schon mit ähnlichen Vereinen und Initiativen im Gespräch. Mehr als zehn Besucher erwarten wir nicht.“ Doch es kam anders: Zwar strömten keine 700 Besucher in den kleinen Kindergarten. Doch kamen rund 90 interessierte Anwohner zusammen, die sich in den Raum zwängten. Die bereitgestellten Stühle waren blitzschnell belegt, die meisten der Besucher mussten stehen.

„Wir waren sehr erstaunt über das große Interesse, die Stimmung war durchweg positiv“, sagt Karpf. „Kritische Stimmen, rassistische oder diskriminierende Äußerungen waren nicht zu hören.“ Ganz im Gegenteil wäre von den Besuchern sogar ein gutes Feedback gekommen. Und durch den Austausch mit anderen Vereinen sind sogar interessante und konkrete Ideen entstanden, wie den Asylsuchenden in Bühlau, Rochwitz und auf dem Weißen Hirsch geholfen werden kann. Eine verfolgt die Initiative seitdem intensiv.

„Wir wollen gerne eine Wohnung in unserem Revier anmieten, in welcher dann Flüchtlinge untergebracht werden sollen“, sagt Gerner. So will die Initiative ein Stück Asylpolitik in die eigene Hand nehmen und für dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten sorgen. Noch steckt das Projekt allerdings in den Kinderschuhen. „Eine Besucherin des Infoabends hat langfristige finanzielle Hilfe angeboten“, so der Rochwitzer. „Da wir aber noch ein relativ kleiner Kreis sind, brauchen wir aber noch mehr Unterstützung.“ Deshalb suchen die Mitglieder jetzt nach Anwohnern im Osten, die Kontakte zu Vermietern haben, selber eine Wohnung stellen würden oder der Initiative mit Spenden helfen.

„Vor allem wollen wir aber noch weitere Veranstaltungen machen“, sagt Karpf. Schließlich war das Interesse in Rochwitz deutlich höher als erwartet. Ende April und Ende Mai will die Initiative deshalb auch in Bühlau und auf dem Weißen Hirsch über das Thema informieren – zusammen mit dem Verein Willkommen im Hochland. Die Veranstaltungen sollen im Gymnasium Bühlau in der Quohrener Straße und in der 59. Grundschule in der Kurparkstraße stattfinden. Dann wollen die Mitglieder auch ihr Wohnungsprojekt vorstellen, genaue Termine gibt es aber noch nicht.